Der neue Bremer Tatort „Puppenspieler“ verbindet Libido und Flussvertiefungen. Ausserdem wird ein prominenter Abgang angedroht. Der beste aus Bremen seit Längerem.

Bremen kocht. Sogar die schläferige Kommissarin Lürsen steckt sich im Tatort „Puppenspieler“ eine Trillerpfeife in den Mund und engagiert sich gegen eine Weservertiefung, die Transportschiffen zu besseren Verkehrsmöglichkeiten verhelfen soll. Zwecks Streitschlichtung wird ein Komitee hochrangiger Richter nach Bremen geladen. Ausgerechnet von deren Vorsitzenden, dem bis zur Unkenntlichkeit ehrgeizigen Karrieristen Konrad Bauser, taucht ein Handyvideo auf. Es zeigt ihn im Bett mit einer minderjährigen Prostituierten.
Erpressung und eiskalte Profikiller
Bauser wird erpresst. Soll das Video geheim bleiben, muss er Kohle rüberwachsen lassen. Doch der Richter tätigt ein paar Telefonate und weckt eine Truppe eiskalter Killer auf. Kurz darauf ist der Erpresser tot. Lürsen und Stedefreund beginnen ihre Ermittlungen. Nicht lange, und das Mädchen vom Erpresservideo taucht auf. Ein Killer versucht auch sie zu eliminieren, scheitert jedoch. Das Mädchen gibt den Ermittlern den Hinweis auf den Richter. Da der jedoch für die Tatzeit ein hieb- und stichfestes Alibi hat, müssen die Kommissare erst einmal von ihm lassen.
Schwindelerregend hoher Vernetzungsgrad
Bald stellt sich heraus, dass der Richter Bauser nicht nur von den jugendlichen Amateuren in die Mangel genommen wurde. Ausserdem scheinen auch andere Kreise ihn zu beschnüffeln. Neben ihnen gewinnen auch die geheimnisvollen, geheimdienstlich organisierten Killer immer mehr Einfluss auf die Handlung. Es scheint kein Hindernis zu geben, welches sie nicht aus dem Weg räumen können. Ihr Einfluss und ihre Vernetzung reicht bis in schwindelerregend hohe Höhen von Politik und Polizei.
Vorlage? Terrorzellen und Phantome!
Mit der Figur der strippenziehenden BKA-Ermittlerin sowie mit der von ihr kommandierten Truppe skizziert der Tatort „Puppenspieler“ eine beklemmende Zukunftsvision: Was, wenn das Recht in die Hände weniger, privilegierter Stellen gelegt wird, die nach eigenem Ermessen schalten und walten? Offensichtlich haben sich die Macher des Tatort „Puppenspieler“ an realen Fällen orientiert: einmal an der NSU-Terrorzelle, und dann auch am Fall des „Heilbronner Phantoms„, jener beruflich unterforderten Abpackerin von Wattestäbchen, die Heerscharen von Forensikern an der Nase herumführte mit ihrem ‚Streich‘. Der perfekte Mord, wie er im Tatort „Puppenspieler“ vorgezeigt wird, wird von eiskalten Bullen ausgeführt, die ganz bewusst die verwirrendsten DNS-Spuren hinterlassen.
Was vom Tatort „Puppenspieler“ bleibt
Der Tatort „Puppenspieler“ ist einer der besseren Bremer Tatorte (kein Wunder nach der letzten Ausgabe). Dass ausgerechnet in der Ausgabe, in der die Schlafwandlerin Lürsen auf Touren kommt, ihr Assistent einen mehrmonatigen Abstecher nach Afghanistan macht, schmerzt. Mit dem ‚Neuen‘ aber liegt eine gelungene Besetzung vor.
Note auf der «Wie-einst-Lily»-«Nie-wieder-frei-Sein»-Skala*: 4.5.
Pingback: Weserverschwörung « Ansichten aus dem Millionendorf