Kommentatort 81: Tatort „Gegen den Kopf“

Der Berliner Tatort „Gegen den Kopf“ besticht mit ans Dokumentarische grenzender Reduktion. Ein Fall von Jugendgewalt, fast ohne  Zeigefinger.

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Epigramm zum Tatort „Gegen den Kopf“:
Getötet mit gezielten Tritten gegen den Kopf, besoffen
Wie du wohl erst in nüchternem Zustand töten würdest?

Einsatzbesprechung:

Die Abscheulichkeit eines Mordes, die Sonntag für Sonntag abgeleugnete Unmöglichkeit, eine solche Ungeheuerlichkeit mit der Hilfe von Motiven auf ein Narrativ zu bringen – zwei Jugendliche werden missverstanden, kriegen einen Kinnhaken und kicken den Angreifer mit Tritten gegen den Kopf zu Tode! – machen die Kraft dieses Berliner Tatorts aus (allein die Ausrede, nicht für die Tat verantwortlich zu sein, da zu besoffen, aber mit einer solchen Zielsicherheit die empfindlichste, kleinste Stelle, den Kopf, zu treffen, mit  Füssen, auf denen man kaum stehen kann, immer und immer wieder!); es wird mit Tatorthodoxien gespielt, man vermutet bis zuletzt ein Quentchen Sinn in dieser Abscheulichkeit: ein Film, der fast, aber nicht ganz ohne moralischen Zeigefinger auskommt, ist es doch von Anfang klar, wer von den Verdächtigen Mörder, wer feiger Mitläufer ist (Berlin ist arm, aber sexy, klar, dass da Empörismus mitspielt, wenn es um einen armen, aber ehrlichen Schlucker und einen charakterlosen Lump aus bestem Hause geht).

Was vom Tatort „Gegen den Kopf“ bleibt

Ein beklemmender Einfall ist das Eingreifen des schmierigen Anwalts, ein Typus von gewissenloser Mietmeinung, der, denkt man an tatsächliche Fälle vergleichbarer Jugendgewalt, ebenso sehr nach dem Leben gezeichnet sein dürfte wie die beiden wohlstandsverkrüppelten Idioten, die den Mord begehen beziehungsweise nichts dagegen tun.

Note auf der «Wie-einst-Lily»-«Nie-wieder-frei-Sein»-Skala*: 5.75.

in eigener sache

Nach der Tatort-Sommerpause gibt der Kommentatort wieder vollen Einsatz, sprich: genau einen Satz pro Tatort. Anriss, Bild mit Epigramm, Einsatzbesprechung, ferner die Benotung – mehr nicht. Alles andere ist Firlefanz.

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